Wilhelm Rahmsdorf,
der Standartenträger von Mars la Tour

Wilhelm Rahmsdorf war früher in Klein Schwechten eine legendäre Persönlichkeit, der seinen Ruhm durch persönliche Tapferkeit im deutsch-französischen Krieg 1870/71 erwarb und dafür hoch ausgezeichnet wurde. 

Er diente im Kürassier-Regiment v. Seydlitz, (Magdeburgisches) Nr. 7, das in Quedlinburg (1. + 3. Eskadron) und Halberstadt (2. + 4. Eskadron sowie Stab) in Garnison lag.

Chef dieses Regiments (En Suite) war der Reichskanzler Otto v. Bismarck, den man oft in der Uniform dieses Regiments sah. Bismarck gratulierte Rahmsdorf in einem persönlichen Schreiben zur silbernen Hochzeit (s. rechts)

Bismarck hatte auch deshalb eine besondere Beziehung zu dem Regiment weil sein Sohn Herbert v. Bismarck in der Schlacht bei Mars-la-Tours (Vionville) mitkämpfe und verwundet wurde.

Wilhelm Rahmsdorf

Weiterhin wurde er vom Kaiser empfangen, dem Rahmsdorfs schneidiges Auftreten als Kommandeur der Kriegervereins während einer Veranstaltung in Tangermünde aufgefallen war.

Im Jahr 1906 fand in der Umgebung von Stendal ein Manöver des 7. Kürassierregiments statt. Der Regimentskommandeur war damals ein v. Werdeck. Anlässlich des Manövers besuchte eine Abordnung des Regiments W. Rahmsdorf in Klein Schwechten und übergab ihm für die Zeit des Manövers die Regimentsstandarte zur Aufbewahrung.

Ob der Kommandeur v. Werdeck mit den ehemaliger Klein Schwechtener Gutsbesitzern verwandt war, ist nicht sicher, aber nahe liegend. Rahmsdorf wurde dadurch hoch geehrt.

Luise Mewis aus Insel hat um ca. 1920 in der Zeitschrift "Altmärkischer Heimatbote" einen Aufsatz dazu geschrieben.

 

 

 

 

 

Das Foto oben zeigt W. Rahmsdorf als Dorfschulzen in der Mitte des Gemeinderats, 1898

 

W. Rahmsdorf mit Frau und Sohn, re. Johannes Rahmsdorf als Husar der 2. Eskadron des Husarenregiments Nr. 10
So steht heute noch der Grabstein auf dem Friedhof in Klein Schwechten Es soll sich früher noch ein gusseiserner Adler darauf befunden haben.  Nach der Restaurierung im Jahr 2009

Vionville/Mars-la-Tour

Während der Schlacht von Mars-la-Tour war Wilhelm Rahmsdorf der Standartenträger seines Regiments.
Am 26.07.1870 fand zwischen den französischen Ortschaften Mars-la-Tour und Vionville eine der größten Schlachten des Deutsch-französischen Krieges 1870/71 statt. Höhepunkt dieser Schlacht war der Kavallerieangriff der Brigade von Bredow, der schon legendäre "Todesritt von Mars-la-Tour" bei dem 7er Kürassiere und 16er Ulanen (Salzwedel) die in arge Bedrängnis geratene preußische Infanterie und das Oldenburgische Infanterie Regiment Nr. 91 dadurch entlastete, das sie im wilden Galopp 2 Kolonnen der franz. Infanterie und 2 Batterien der franz. Artillerie vernichtend niederkämpften und sich nach diesem blutigen "Husarenstück" auch noch gegen französische Kürassiere zur Wehr setzten mussten. Doch dieser Angriff war wirklich ein Todesritt und der Blutzoll, den die preußischen Reiter zahlen mußten, war hoch. Zusammen mit den altmärkischen 16er Ulanen ritten ca. 800 deutsche Kavalleristen in die Schlacht von Mars-la-Tour, von denen ca. 400 Leben oder Gesundheit ließen!

Ein Gedicht aus damaliger Zeit schilderte den Anblick der Gefallenen so:

"Doch ein Blutritt war es, ein Todesritt - Wohl wichen sie unseren Hieben,
doch von 2 Regimentern was ritt und was stritt, unser zweiter Mann ist geblieben!"
"Doch was ist das - In Frankreich hat es im August geschneit?
Da liegt das halbe Halberstadt im weißen Waffenkleid!
Da liegen sie da schlummern Sie den ruhevollen Schlaf, wo sie der Blitz der
Batterie, der Säbelhieb sie traf!
Doch über ihren Häuptern fliegt die Fahne hoch im Wind und König Wilhelm
hat gesiegt und Deutschland das gewinnt!"

 

Eroberung einer französischen Batterie durch das 7. preußische Kürassierregiment bei Mars-la-Tour am 16. August 1870 -
S. 109 aus "Illustrirte Kriegs-Chronik/ 1870-1871", Historisches Museum, Berlin


Im patriotischen Überschwang der Gründerzeit des Deutschen Reiches nach 1871 wurden den Kriegern von Mars la Tour viele Schriften und Gedichte gewidmet, welche heute für viele nur noch blasse Erinnerung sind. Im Museum in Halberstadt befindet sich ein Diorama mit der Darstellung dieser Schlacht, bestehend aus 11000 Figuren

Garnison Quedlinburg 

In Quedlinburg wurde ein Reiterstandbild für den Standartenträger von Mars la Tour errichtet zu dessen Einweihung Rahmsdorf eingeladen wurde. 27. Oktober 1895   Wurde das Reiter-Denkmal „Mars la Tour“ in den Bahnhofsanlagen von Quedlinburg eingeweiht. Es gehörte zu den ganz großen Denkmalen die Prof. Richard Leopold Oskar Anders, Quedlinburger Bildhauer und Bildkünstler, der viele Werke in seiner Heimatstadt hinterlassen hat.

 

Nach dem 2. Weltkrieg wurde das Reiterstandbild als Kriegerdenkmal entfernt und 1946 eingeschmolzen, es passte nicht mehr in die politische Landschaft. 
Einiges zur Geschichte der 7er Kürassiere, welche nicht nur durch den "Todesritt von Mars la Tour" sondern auch dadurch zu hoher Bekanntheit gelangten, das der "Eiserne Kanzler" Fürst Otto von Bismarck die Uniform dieses Regimentes trug. So wurde die blaue Uniform mit dem gelben Kragen und die Schirmmütze mit dem weißen Deckel und gelben Band von jedem Schulkind der Kaiserzeit erkannt und bewundert.

Regimentsstandarte


Reichskanzler Otto v. Bismarck, in der Kürassieruniform

Am 07. April 1815 gegründet nahm das Regiment noch am Feldzug gegen Frankreich teil, gelangte aber nicht mehr zu großen Einsätzen. 1849 wurde das Regiment gegen Unruhen in Aschersleben eingesetzt. Im Deutsch-Dänischen Krieg von 1864 gelangte das Regiment nicht zum Einsatz.

Im Feldzug gegen Österreich 1866 wurde es mobilisiert, rückte nach Böhmen ein und nahm an der Schlacht bei Königgrätz teil (In dieser Schlacht wurde dem damaligen Kommandeur sein Pferd unter dem Leib erschossen). Im Deutsch-französischen Kriege von 1870/71 ritt das Regiment zusammen mit den 16er, altmärkischen Ulanen, am 16. August 1870 die Reiter Attacke bei Vionville-Mars la Tour, die als der -Todesritt von Mars la Tour- in die Geschichte einging und erlitt hierbei schwerste Verluste.

Nach der Gründung des Deutschen Kaiserreiches am 18. Januar 1871 folgten 43 Friedensjahre. Nach der Mobilmachung im Jahre 1914 nahm das Regiment ab August an Gefechten in Belgien und Frankreich teil. Im Herbst 1914 wurden die 7er Kürassiere an die Ostfront verlegt wo sie bis 1917 in Russisch Polen, Kurland, Litauen und Rumänien kämpften. Anfang des Jahres 1918 wurden sie dann wieder an die Westfront verlegt. Hier erhielt es eine Infanterie- Ausbildung und stand bis zum Kriegsende in der Siegfriedstellung. Am 19. Dezember 1918 zog das Regiment wieder in der Garnison Halberstadt ein. Ein Freiwilligen-Kommando des Regimentes kämpfte im Januar 1919 im Baltikum. In der Reichswehr wurden Teile des K.R.7 vom Reiterregiment Nr. 10 übernommen und dieses ab März 1920 nach Torgau verlegt.

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