Die Kirche aus dem 11. oder 12. Jahrhundert

von Christian Schröder, Isernhagen 2009, Die nachstehenden Informationen basieren auch auf der Kirchenchronik sowie der Gesamtchronologie (bis ca.1625) und der daraus noch fertig zu stellenden Allgem. Geschichte von Klein Schwechten dieser Zeit.

 

Die erste urkundlich belegte Nennung des Namens „Schwechten“ ist von 1200.

1209 ist „Grotinswachten“, also Groß-Schwechten belegt, also wird  es auch ein „klein-Schwechten“ gegeben haben, sonst macht das keinen Sinn. Es existiert eine sehr umfangreiche Kirchenchronik von 1890, die auf noch ältere Unterlagen zurück geht. Sie enthält ausführliche Informationen über die Kirche, die Pastoren, die Küsterei, die Einkünfte der Kirche, ebenso die zur Parochie gehörenden Kirchen in Möllendorf und Petersmark. Diese Chronik wird dankenswerterweise ständig weiter gepflegt.

Teile davon sind als Kopie im Besitz des Verfassers.

 Abb. ca. 1800

 

Das älteste Gebäude im Ort ist zweifellos die Kirche aus dem 12. Jhr. In „Kunstdenkmale der Provinz Sachsen“ ist die Kirche ausführlich beschrieben, (siehe weiter unten). Nicht alle Angaben sind dort auf dem neuesten Stand.

 

Ansicht der Kirche ca. 1860 mit Patronatsaufgang an der Seite

Die Kirche ist wie die Friedhofsmauer aus Findlingen bzw. Feldsteinen gebaut. Da sie mit Sicherheit früher als Wehrkirche diente, waren die Fensteröffnungen nur klein gehalten. Erst bei der Wiederherstellung der Kirche 1857 - 1865 wurden die Fenster erweitert. Genaueres ist evtl. aus den Kirchenbüchern zu entnehmen. Neben den zwei Türmen gibt es eine weitere äußere Besonderheit, die nur noch an einer weiteren von 250 Kirchen in der Altmark zu finden ist (Buchholz). Die Kirche hat 12 Schallöffnungen. Die Zwölf ist eine besondere Zahl, sie symbolisiert den geschlossenen Kreis. 

Die weitere Beschreibung s. ... Kunstdenkmale... auf den folgenden Seiten

 

Ansicht oben (2004) Eingang von Süden, Abb.rechts und unten links Turm von der Westseite mit erhöht liegendem Zugang,                                                                       unten rechts: Turm von Norden mit vermauerter Einstiegstür.

 

 

Apsis an der Ostseite

 

 

       

Abb. oben: Apsis an der Ostseite

 

Der Grundriss zeigt einen vierteiligen Aufbau aus Turm, Schiff, Chor und Apsis. Im Untergeschoß des Querturmes befindet sich ein Gruftgewölbe mit früher z.T. vermauerten Gruften. In der Südwand des Schiffes befindet sich ein rundbogiges Portal mit abgetrepptem Granitgewände und 2 alten Rundbogenfenstern über dem Dach der stattlichen Vorhalle, die ein gleiches Rundbogenportal hat. Das Mauerwerk dieser Vorhalle besteht ebenfalls aus Findlingen, darüber ein gotischer Backsteingiebel mit Spitzbogenblenden und Öffnungen (12. Jahrhundert). Auf der Nordseite vermauertes Spitzbogenportal mit Granitgewänden. In der Apsis ist das alte Ostfenster mit rundbogigem Granitgestein erhalten. In der Apsiskuppel sind 1932 romanische Wandmalereien freigelegt worden. Sie stellen Christus als Weltenrichter in der spitzovalen Mandorla dar. Rechts und links stehen als Fürbitter Maria und Johannes. (Abbildungen weiter unten)
Im Fußbodenbereich des Chorraumes befinden sich weiße und rote quadratische Sandsteinplatten, im Schiff ist Ziegelpflaster. Inmitten des Chorraumes ist der Kanzelaltar von 1717. Eine auf der Mensa knieende Engelsfigur trägt den Kanzelkorb. Über der Kanzeltür ein Ölgemälde, die Kreuzigung in der Predella (1929 vom Provizialkonservator restauriert). Am Kanzelkorb sind Christus und die Evangelisten dargestellt.


Eingangsportal an der Südseite

 

 Ansicht von Norden mit vermauertem Portal

 
Abb.oben rechts: verschlossener ehemaliger     Patronatseingang auf der Südseite (s. S. 1)

 

An Grabmälern sind zu nennen:

A.) Epitaph der Kinder von Lützendorf (Abb. unten)

‡ 1570, ein Flachrelief aus Sandstein, an der Nordwand des Schiffes (Abbildung), mit dem Wappen derer von Lützendorf
Auf dem Bogen die Inschrift:

Christoffel van Lutzendorf•Erbschenke•Emerentze• Haken•

Auf dem Sockelfries: In•Got•sind entslaffen• Frederich, Ivdit•Maria•Ingeborg• Dem • Got•gnedich•si•1570•

 

Ganz offensichtlich sind hier 4 Angehörige innerhalb kurzer Zeit verstorben. Aus ständiger Überlieferung ist bekannt, dass es sich um Kinder handelt, jedoch ist die Person rechts ganz offensictlich Größer, evt. eine Erwachsene Person. An verschiedenen Stellen in der Literatur wird das Datum fälschlich mit 1510 statt 1570 angegeben. Das kann nicht sein da Christoffel v.L. damals noch nicht lebte.

B.) Epitaph des Christof von Rochow zur Goltz ‡1577,

befindet sich an der südlichen Laibung des Triumphbogens. In der Mitte gemalt die Kreuzigung mit Jerusalem im Hintergrund, vor dem Kreuz kniend ein Jüngling in spanischer Pludertracht. Im Sockel gemalter Spruch und 2 Wappen:
1. 3 schwarze Lilien auf Gold, darunter Antonius von Rochow zur Goltz.
2. wie bei A.) oben 2 silberne Lappenpfähle auf Rot, unten Silber, darunter Anna von Lutzendorf•Antonius von Rochow•Elihe Hvsfrw. Unter dem Sockel Konsole mit Inschrift in Fraktur: Anno 1571 Den 14 Janvari am 2 Sontag Nach der Sh 3 Konig in Der nacht vmb 2 vir ist geborn Christof von Rochow der Jvnger zvr Goltz seines Alters im 6. Jar den Freitag nach Invocavit ist er in Gott Christlichen Endschlaffen (Abb. rechts)
Im oberen Fries Spruch. Im Giebel Christus als Weltenrichter

 

 

                                               

C.) Kreuz mit einem Kruzifix von einem Sarge 1,62 m lang aus Zinn, im Chor, mit der Inschrift in Fraktur: Achatz Christph vom Bülow ‡1681, 23 Jahr alt. ohne Abbildung

D.) Epitaph des Achatz  Christof von Bülow, ‡1681,
Holz bemalt an der nördlichen Laibung des Triumphbogens, das Wappen der Familie, 14 goldene Kugeln auf Blau, umgeben von Harnisch und Waffen, Inschrift in Fraktur:
Der Hochedelgebohrne Herr Herr Achatz Christoff von Bülow
ist seelig gestorben in Stendal Anno 1681.
(
Abb. unten) weiter siehe bei Bülow, Genealogie vermutlich Nr. 37, Inzwischen auf der Empore, Nordwand

 

 

E.) Sühnekreuz in der Friedhofsmauer

 

 

 

F.) Grabmahl des Standartenträgers der 7. (Halberstädter) Kürassiere

in der Schlacht von Mars-la-Tour 16.8.1870:
Wilhelm Rahmsdorf    
* 26.Aug. 1843,    ‡ 21.Mai 1917.

 

 

 

Abb rechts aus dem Jahr 2009 nach der Restaurierung

früher soll sich noch ein Adler aus Eisen darauf befunden haben

 

 

Innenausstattung

Romanische Wandmalerei im Apsisbogen

 

 

 

Romanische Wandmalerei im Apsisbogen

  

In der Apsis auf der Ostseite

 

Auf dem Sockel in der Apsis: Martyrium des Hl. Laurentius

Auf dem Sockel in der Apsis: Martyrium des Hl. Laurentius

Auf dem Sockel in der Apsis: Martyrium des Hl. Laurentius

 

 

Blick in den Altarraum von der Empore aus. links die Plätze für den Pfarrer, rechts die Patronatsloge.

                 

Wappen beidseitig der Kanzel  links v. Bülow, rechts v. Bismarck

 

 

Beachtenswert ist das Ehrengestühl im Chor für den Kirchenpatron (rechts vom Altar, Abb oben rechts ) und den Pastor (links vom Altar, Abb.oben links). An den Brüstungsfüllungen sind gemalt:
eine Verkündigungsszene und verschiedene Wappen:
1. gespalten, rechts schräg geteilt rot-schwarz(?), links Mohr auf Silber (v. Werdeck, Jarchau)
2. goldenes Rad auf Rot (von Jagow)
3. 14 goldene Kugeln (von Bülow)
4. Türme von Klein Schwechten
5. 2 rote Balken mit 3 Rosen darauf aus Silber (von Alvensleben)
6. schwarzer Hund auf Gold (?)

Ehrengestühl für den Kirchenpatron

 

Die Orgel auf der Empore (2008)

Der aus einem Gramitblock gehauene Taufstein war früher vor der Kirche aufgestellt..

 

Altmärkischer Hausfreund v. 1931

Innenraum

Alte Ansicht vom Altar nach Westen. Die Empore war früher verkleidet und mit Fenstern versehen.Darunter die nachstehend erläuterten Wappen. Es ist davon auszugehen, dass dieser Teil der Empore für die Familie des Kirchenpatrons und Gutsbesitzers vorgesehen war.

 

Wappen an der Brüstung der Empore im Kirchenschiff

 

V. Katte – v. Alvensleben                                            evtl. v.d.Asseburg? - ?

 

V. Bülow – v. Bismarck                             v. Bülow – v. Rauchhaupt

 

v. Bismarck – v.d.Schulenburg                  V. Jagow – v.Alensleben

Die Wappen sind immer doppelt angelegt und stehen für die jeweiligen Eheschließungen der Geschlechter. Sie stammen alle aus der bülowschen Zeit, also etwa ab 1625, wobei wahrscheinlich die Familie erst ab ca 1650 nach Klein Schwechten gezogen ist.

 

Karstedt – v. Saldern

 

Vorhalle an der Südseite

 

Gedenktafeln in der Vorhalle

 

Dem Andenken der Gefallenen des 2. Weltkriegs.

 

Aus der Kirchenchronik

Im Sommer 1963 wurden beide Kirchtürme neu mit Schiefer eingedeckt. Dabei wurde die südliche Turmkugel geöffnet. Sie enthielt eine Kupferkapsel mit alten Dokumenten, Zeitungen und Münzen. In die Kugel wurde ein neues Schreiben gelegt (Wortlaut in der Kirchenchronik von Pastor Blümner), eine Tageszeitung und 3 Münzen. Aus der Kirchenchronik geht hervor, dass seit 1902 keine Schriftstücke mehr in die Turmkugeln gelegt worden sind. Für die Neudeckung der Türme wurden in Klein Schwechten fast 10.000 Mark gespendet, 7000 Mark kamen vom Konsistorium Magdeburg. Seit dieser Zeit ist das Gewölbe im Turmraum mit zum Kirchenraum dazu genommen. Es wurde nachträglich gepflastert. Verschiedene weitere Ausstattungsgegenstände sollen sich im Altmärkischen Museum in Stendal befinden bzw. befunden haben, so auch der Taufstein aus Granit aus dem 12. Jahrhundert. 1965 wurde der große Taufstein wieder in der Kirche aufgestellt. Er wurde dazu verändert, man hat einen Teil des Sockels abgeschlagen (weitere Fotos s. Kirchenchronik)

 

 

 

Bei Mauerarbeiten gab es eine Entdeckung: rechts neben dem Altar war eine Fußbodenfliese etwas abgesackt. Darunter befand sich ein faustgroßes Loch. Es wurde noch ein Stein entfernt und darunter zeigte sich ein zusätzlicher Raum, der etwa 3,5 Meter lang und 2 Meter breit und 1,80 Meter tief war. In diesem Raum lagen etwa 7 -10 Gerippe, dazwischen verkohlte Holzreste von Särgen. Er ist weiß getüncht und die Wände sind zum Teil mit Bibelsprüchen versehen. Der Denkmalpfleger stellte fest, dass die Bestattung im 16. oder 17. Jahrhundert stattgefunden haben muss. Der Raum wurde wieder verschlossen und ist seitdem nicht wieder geöffnet worden. (s. Kirchenchronik, auch mit Fotos).

Bei der Innenrenovierung der Kirche 1963 wurden auch zwei beinahe vergessene Grabkammern geöffnet. Das eine Gewölbe, hinter einer Holztür an der Rückwand des Kirchenschiffs gelegen, war seit 1880 nicht mehr geöffnet worden. Es enthielt 9 gut erhaltene Särge. der letzte war 1880 hereingebracht worden. Außerdem waren 1920 zwei Urnen in einen Lichtschacht geschoben worden, der dann von außen zugemauert worden war. All diese Särge und Urnen wurden 1965 auf dem Friedhof bestattet, südlich der Kirche in einer großen Grube. (s. Abb. u.) Die Särge waren beschildert und daher ließ sich feststellen, wer dort bestattet war:
1. Joh. Friedrich Rendelmann
* 17.8.1745, ‡ 14.4.1880
2. Hans Gottlieb Freiherr von Werdeck
‡ 10.7.1822
3. Sophie Friederike Katharina von Werdeck, geb. Moritz, ‡ 25.12.1839 sowie ihre Eltern>
4.
Maria Katharina Moritz,
* 4.12.1736   ‡10.9.1813
5.
Johann Caspar Moritz,
* 4.8.1730,   ‡11.9.1813
6. Alexander Eisenhart,
* 14.12. 1825,   ‡7.12.1835
7. wahrscheinlich nach dem Kirchenbuch Karl Friedrich Gottlieb von Bülow,
‡ 22.6.1811
8. + 9. ohne Schild, da gleiche Form der Särge, wohl ein Ehepaar,

mit Kreide auf beiden Särgen: “von Steinersdorf” (Verwandtschaft zu v. Rauchhaupt)
2 Urnen: Emilie Rendelmann * 10.10.1847, ‡ 24.7.1920 und ihr Ehemann Walter Zahn, * 11.3.1853,

‡ 1.10.1920.

 

Es handelt sich hier um die Familien der ehemaligen Gutsbesitzer und Patrone bzw. naher Angehöriger.

 

 

 

Diese Särge wurden aus dem Gruftgewölbe entnommen und an der Westseite des Friedhofs beigesetzt.

 

 

 

 

Sitzordnung in der Kirche

In der Kirche selbst gab es eine Sitzordnung, an die man sich tunlichst zu halten hatte.

Wie diese Sitzordnung entstanden ist läßt sich nicht mehr rekonstruieren. Die Zahlen entsprechen den Hofnummern